Eltern im Gespräch, #6: Tina, Gründerin der SHIFTSCHOOL & Initiatorin MomPreneurs-Netzwerk Nürnberg

MONTAG, 16. NOVEMBER 2015

Wir haben Tina und Tobias beim Eröffnungsabend ihrer SHIFTSCHOOL kennengelernt. Dort empfingen nicht nur die beiden Gründer ihrer vielen Gäste, sondern auch die neunjährige Lara. Dass es noch zwei weitere Töchter gibt, erfuhren wir kurz danach – und schon war uns klar, dass wir diese Eltern gerne im Gespräch hätten. Ihr Leben ist turbulent – kein Wunder bei drei Töchtern – und gleichzeitig so stressig, wie es bei einem Start-up nun mal sein kann ...

Ihr habt insgesamt drei Töchter. Wie sehen Tagesablauf und Wochenplanung bei Euch aus?
Tina: Drei Kinder, noch dazu als „Patchwork“-Familie und mit zwei Vollzeit berufstätigen Eltern, hört sich ja immer erst mal so kunterbunt und quirlig an, bringt aber natürlich durchaus auch einige besondere Herausforderungen mit sich. Daher ist mir ein strukturierter und gut organisierter Tagesablauf sehr wichtig. Zum einen, weil ich der Meinung bin, dass Kinder einen geregelten Tagesablauf brauchen, zum anderen, weil es ansonsten in unserer Konstellation, in der ja schon rein organisatorisch so viele verschiedene Personen unter einen Hut gebracht werden müssen - von den emotionalen Bedürfnissen mal ganz zu schweigen - auch gar nicht funktionieren würde. Aber, wie es halt immer so ist mit Plänen und Bedürfnissen, klappt das natürlich auch nicht immer so, wie ich mir das vorstelle oder es vielleicht gerade auch nötig wäre. Mittlerweile kann ich ganz gut damit leben, dass Dinge auch mal anders laufen dürfen, als ich mir das so schön vorgestellt habe – aber ich muss gestehen, dass das durchaus ein ziemlicher Lernprozess war ...
 
Wie stressig bzw. schwierig ist es?
Tina: Die Antwort darauf fällt je nach Tagesform und Gesundheitszustand der Kinder gerne mal unterschiedlich aus. Klar, bei uns gibt es jetzt nicht gerade unendlich viele „ruhige“ Momente, das muss man natürlich mögen. Aber mir gefällt es, wenn immer etwas los ist. Als allerdings im Oktober zwei Tage vor der großen Eröffnungsfeier unserer SHIFTSCHOOL – Tobias und ich waren gefühlt tagelang nonstop im Einsatz und es gab noch 1000 Dinge zu tun – Lotte morgens fiebrig und mit Erkältung aufgewacht ist, hab ich schon kurz gedacht, ich werde nicht mehr, ich leg mich jetzt einfach auf den Boden, starre die Decke an und warte darauf, dass ich gepflegt überschnappe. Zum Glück sind meine Eltern eingesprungen – und es blieb mir de facto ja auch gar keine Zeit fürs Überschnappen ;-)
Als grundsätzlich optimistisches Kerlchen nehme ich mir auch in turbulenten Phasen immer mal kurz die Zeit, einfach zu schmunzeln und mir wieder ins Gedächtnis zu rufen: Mädel, du hast es ja genau so gewollt!  
 
Wie kann man das alles vereinbaren?
Tina: Da fällt meine Antwort mittlerweile ganz eindeutig aus: Indem man zu Kompromissen bereit ist. Und man sich klar ist, dass eben auch alles seinen Preis hat und nicht alles 150% sein kann und muss. Ich persönlich genieße die Freiheit sehr, die die Selbstständigkeit mit sich bringt. So kann ich beispielsweise auch mal vormittags für zwei Stunden zu einem Schulfrühstück meiner großen Tochter gehen, ohne extra einen Tag Urlaub nehmen zu müssen, muss keinen Chef anrufen mit furchtbar schlechtem Gewissen, weil das Kind schon wieder krank ist oder kann mich einfach spontan in mein Lieblingscafé zum Arbeiten  setzen, wenn ich merke, dass ich im Büro einfach gerade nicht kreativ arbeiten kann, oder Tobias und ich uns auf die Nerven gehen – auch das soll gelegentlich vorkommen, munkelt man … Aber dafür muss ich dann zum Beispiel eben oft auch nachts arbeiten, stehe morgens sehr früh auf und meine Arbeit macht auch niemand für mich mit, wenn die Kinder krank sind und ich ausfalle. Das ist dann eben die Kehrseite der Medaille. Und von den Augenringen und Falten gar nicht erst zu sprechen.
 
Wie wichtig und hilfreich sind Euch dabei Eure Familie und Eure Freunde?
Tina: Ich habe keine Ahnung, wie wir vor allem die letzten Monate ohne die Unterstützung meiner Eltern und auch unserer Freunde hinbekommen hätten. Ich bin sehr froh und dankbar, dass meine Eltern praktisch immer einspringen, wenn wir sie brauchen. Zur Not setzen sie sich auch mal morgens um 7 Uhr in ihr Auto und kommen zu uns – siehe Beispiel oben. Unsere Freunde unterstützen uns ebenfalls sehr, bieten immer wieder ihre Hilfe an, muntern mich, wenn ich mal wieder das Gefühl habe, mitten in der Zentrale des Wahnsinns zu sein, mit kleinen Aufmerksamkeiten im Alltag auf, was ich ganz toll finde. Und sie geben uns durchaus auch mal kritisches Feedback, wofür ich sehr dankbar bin! Denn gerade auch das macht Freundschaft für mich aus.     
 
Tobias und Du habt vor kurzem gemeinsam ein Unternehmen gegründet. Ist es eine besondere Herausforderung, mit dem eigenen Mann zu arbeiten?
Tina: Da kann ich nur augenzwinkernd heftig mit dem Kopf nicken. Zugegebenermaßen weiß ich ja nicht, wie es ist, mit jemandem zu gründen, mit dem man nicht auch noch Tisch und Bett teilt. Aber für mein Empfinden hat es schon noch mal ein paar besondere Komponenten. Schon alleine, weil man extrem aufpassen muss, dass man „Job und privat“ trotzdem noch trennen kann. Das klappt mal besser, mal geht es auch echt daneben und zwischendurch scheppert es durchaus mal heftiger – aber dafür, dass wir so viel „aufeinandersitzen“, machen wir es schon ganz gut, finde ich. Klar geht man schon ein gewisses Risiko ein, wenn beide selbstständig sind, vor allem mit drei Kindern daheim. Als wir beschlossen haben, gemeinsam unsere Akademie zu gründen, habe ich mich schon auch gefragt, ob das gut gehen wird mit uns beiden und ob das jetzt eigentlich recht cool oder eben echt bescheuert ist.
Ähnliche Fragen – nur viel netter formuliert – kamen natürlich auch von unseren Familien und Freunden. Es ist herausfordernd, keine Frage, aber es macht mir unglaublich viel Spaß und wir beide lernen eine Menge – beruflich und privat. Das ist auf alle Fälle cool, auch wenn es natürlich trotzdem immer mal wieder die „bescheuerten“ Momente gibt – das gehört einfach dazu.
 
Du hast hier in Nürnberg vor kurzem das MomPreneurs-Netzwerk ins Leben gerufen. Was genau ist MomPreneurs?
MomPreneurs ist ein Netzwerk von und für selbstständige Mütter, das ursprünglich in Berlin gegründet wurde und mittlerweile knapp 3.000 Mitglieder sowie regionale Gruppen in über 15 Städten hat. Intension des Netzwerks ist es, Müttern, die darüber nachdenken, ihr eigenes Business zu starten, Unterstützung durch Austausch und Vernetzung zu bieten. Es ist aber genauso für Frauen gedacht, die schon gegründet haben und ihr Knowhow und ihr Netzwerk weiter ausbauen wollen. Neben der Möglichkeit zum Kennenlernen und Netzwerken gibt es bei den Treffen auch immer wechselnde Impulsvorträge zu relevanten Themen. Das Netzwerk in Nürnberg zählt mittlerweile knapp 70 MomPreneurs, was ich natürlich klasse finde. Das nächste Treffen ist für Februar 2016 geplant und ich freue mich schon sehr auf den Austausch und viele neue MomPreneurs.

Was kannst Du anderen Eltern besonders empfehlen?

Gastronomie
Um hier mal schön das Klischee der Latte-Macchiato-Mutti zu bedienen, sind meine Empfehlungen zwei Cafés in Fürth. Nicht wegzudenken aus unserem Leben sind Evi & Jürgen mit ihrer Kaffeerösterei „Lapuzia“ und das „Cool Bits“, das mittlerweile sozusagen zu meinem zweiten wunderschönen Arbeitszimmer geworden ist.
    
Freizeit indoor
Wir gehen sehr gerne ins Spielzeugmuseum, ins DB-Museum und das Rundfunkmuseum in Fürth – und wir lieben Bibliotheken!
 
Freizeit outdoor
Das Erfahrungsfeld der Sinne, der tolle Spielplatz im Fürther Stadtpark und unter anderem der Tiergarten Nürnberg haben es uns angetan.
 
Sportmöglichkeiten
Draußen im Wald und auf dem Spielplatz herum rennen, im Sommer in einem der Freibäder schwimmen gehen und überhaupt Sportvereine finde ich eine tolle Möglichkeit für Kinder, ihren Bewegungsdrang auszuleben.
 
Film
Vor kurzem habe ich mit Lara „Alles steht Kopf“ im Kino angesehen – den Film kann ich wirklich sehr empfehlen! Und, wen wundert’s bei drei Mädchen, Pferdefilme wie „Ostwind“ stehen natürlich hoch im Kurs bei uns – sehr zum Leidwesen von Tobias …
 
Buch
Es gibt ja natürlich unendlich viele tolle Bücher. Ich persönlich finde es ein sehr schönes Ritual, den Kindern abends im Bett noch ein Buch vorzulesen – und ja, auch ich musste leidvoll durch die „Conni“-Phase mit den Großen. Im Moment sind die „Das magische Baumhaus“-Bücher und Detektivgeschichten „in“, ebenso die „Lola”-Bände und … richtig geraten, natürlich alles, was mit Pferden zu tun hat.
 
Was würden Deine Töchter besonders empfehlen?
Lara löchert mich schon seit drei Tagen, wann sie endlich diese Frage beantworten darf. Voilà, hier ihre Antwort, original und unzensiert:
Ich empfehle Euch das (Kletter-)Café Kraft in Nürnberg, denn das macht sehr viel Spaß, man kann sich toll dort austoben und auch seine Grenzen testen. Und außerdem empfehle ich Euch auch noch das Babylon-Kino am Stadtpark in Fürth, denn dort kann man nicht nur tolle Kinderfilme schauen, sondern am Wochenende auch lecker frühstücken. P.S. Ich wollte Euch noch sagen, dass ich die Kuchen im “Café Cool Bits” liebe (Bienenstich & Mandarine-Schmand)! Eure LARA
 
Worauf freut Ihr Euch schon besonders bzw. was steht an?
Im Moment freuen wir uns auf die Vorweihnachtszeit – kuschelige Abende vor dem Kamin, (Kinder-) Punsch trinken, Plätzchen backen, Spiele spielen, viele Freunde im Haus haben und Geschenke einpacken. So ist zumindest jedes Jahr die Wunschvorstellung einer entspannten Vorweihnachtszeit.
Lotte wird im Januar zwei, das ist natürlich auch noch mal aufregend. Und fragt man Lara und Lilly, dann sind sie ganz aus dem Häuschen, weil Ende Januar „Bibi & Tina 3“ ins Kino kommt – der Termin ist schon jetzt bei den beiden im Kalender markiert. DAS Highlight schlechthin für die Mädels ist jedoch im kommenden Sommer das Cro-Konzert am Brombachsee – ich vermute, das toppt sogar noch die Freude darauf, dass dann endlich Ferien sind!

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